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Die Selfmade-Frau – Erschienen 2000 in „Brigitte Spezial“

Susanne Berthold, 42, hat sich von der Krankenschwester zur Zahnärztin „hochgearbeitet“. Seit fast drei Jahren hat sie ihre eigene Praxis in München und fühlt den Patienten ganzheitlich auf den Zahn.

Kürzlich hatte ich ihn wieder im Ohr, diesen Satz. Ich hatte noch spätabends in der Praxis zu tun und plötzlich war sie da, die Stimme meiner Mutter: „Du willst doch mal Hausfrau werden“. In ihren Augen war ich viel zu fordernd. Heute ist sie stolz auf mich, aber es hat lange gedauert, bis sie meinen Weg akzeptieren konnte. Mehr als Realschule war für mich als Tochter nämlich nicht drin: Abitur schaffst du nicht. Dein Bruder schafft das auch nicht und du bist ein Mädchen.“ Mit 16 besuchte ich ein Jahr eine Hauswirtschaftsschule. Mit 17 zog ich aus um Krankenschwester zu werden. Medizin hatte mich schon immer interessiert – selber Ärztin zu sein, das hätte ich mir damals nie zugetraut. Es dauerte lange, bis ich wirklich ehrlich zu mir und meinem Ehrgeiz war. Denn eigentlich bin ich ein Mensch, der es liebt, ständig zu lernen und im Job weiterzukommen. Also beschloss ich das Abitur nachzuholen – meine Familie fand das völlig unnötig. Als ich an der Uni dann endlich nach fünf Wartesemestern mit Zahnmedizin anfangen konnte, kam`s hart. Da gab es Abende, wo ich wirklich dachte: du packst es nicht. Aber ich hielt zehn Semester durch. Und fing damals schon an, mich in ganzheitliche Zahnmedizin zu vertiefen. Heute kommen zu mir immer wieder Patienten, bei denen andere Ärzte nicht mehr weiter wissen, bei chronischen Schmerzen etwa. Je nach Fall versuche ich mit Homöopathie, Akupunktur, Kinesiologie oder Hypnose ranzugehen.

Dass ich mich auf diesen langen Weg gemacht habe, auch wenn er alles andere als erholsam war und ist, macht mich stolz. Denn nur so bekomme ich ein Gespür für meine Fähigkeiten. Standfestigkeit brauche ich allerdings! Aber ich glaube, ich beiße mich einfach gerne durch. Hausfrau kann ich ja immer noch werden, liebe Mutter.

PS: Inzwischen, 2023, gibt es die von mir selber entwickelte EMBIT Methode.

Die Hausarbeit machen die Waschmaschine, der Geschirrspüler und der Saug- und Wischroboter.

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